Hier Zugang zum aktuellen Thema “Bürger- und Kulturzentrum”

                                Das KuB:

Wenn wir springen, dann bitte weit genug!

 

Die Vorschläge der Stadt zur Entwicklung des Kultur- und Bürgerzentrums KuB liegen nunmehr vor. Uns stellt sich die Frage, ob der aktuelle Bedarf wirklich vorhanden und „ehrlich“ abgefragt ist. Das KuB soll neben der kulturellen und sozialen Funktion auch Frequenzbringer für die Innenstadt sein. Dies kann nur über einen stetigen und großen Zuspruch durch Besucherinnen und Besucher gelingen. Die wichtigste Frage: Wer füllt das Haus mit Leben und wie? Die vorliegenden Unterlagen sind für uns – ohne belastbare Zusagen von aktiv Mitwirkenden – lediglich ehrgeizige und tendenziell überzogene Prognosen. Bereits die geplante Lage des KuB jenseits der Hauptlaufwege signalisiert eine geringe Wertigkeit des Projekts. Nehmen wir aber das KuB als gesetzten Bestandteil des Post-VoBa-Areals, so möchten wir die folgenden Punkte in die Debatte einbringen:

1. Im Konzept wird der Begriff Bürgerzentrum kaum mit Leben erfüllt. Es findet sich lediglich der i-Punkt im Eingangsbereich des KuB. Unseres Erachtens erfüllt dies bei Weitem nicht die Anforderungen an ein Bürger-zentrum, in dem sich Sindelfinger Bürger über ihre Stadt, die Historie, die sozialen Einrichtungen, die Verwaltung, Schulen, Kitas, Wirtschaft usw. Informationen einholen können Hierzu braucht es Platz und geschultes Personal, welches durchaus auch von den Institutionen zur Verfügung gestellt werden kann. Wir denken hier an Beratungsangebote und digitale und virtuelle Informationsquellen, die an dieser Stelle – in einem Bürgerbüro zusammengeführt – Frequenz bringen.

2. Das KuB würden wir kulturell weiter in die absehbare digitale Zukunft hinein verorten. Zumindest ein – großer – Bereich sollte umfassend digital bespielbar sein für eine wechselnde virtuelle Präsentation der Stadt bzw. ihrer historischen, kulturellen, wirtschaftlichen, sozialen oder ökologischen Highlights. (Wir denken etwa an die „Gußmann-Stube“, an Projektionen aus dem Mercedes-Werk, …).
Solche Augmented-Reality-Präsentationen boomen und Sindelfingen würde mit seinen momentanen Präsentationsformen weiter in einem Kulturrankingzurückfallen. Wir erinnern hier auch daran, dass Raum für Jugendthemen wie “Gaming” geschaffen werden sollte.

3. Am Ort des KuBs befanden sich früher Färbereien für die in Sindelfingen hergestellten hochwertigen Textilien: Die Schwippe war mal blau, mal rot, mal grün oder gelb. Wir sollten dies aufgreifen und das KuB – bzw. das ganze Areal, auch den Hochturm, – dem Thema „Farbe“ und „Design“ widmen. Dies könnte am und im Gebäude, im Freiraum und auch durch textile Skulpturen geschehen. Bei entsprechender Brillanz, Wertigkeit und Fülle der gestalterischen Elemente könnte der Standort ein ganz spezifisches Flair erhalten, das an die Historie anschließt und aus sich selbst heraus Attraktivität erzeugt.
Vor diesem Hintergrund sollte im Einzelhandelsbereich der Bogen zum Thema „Design“ geschlagen werden. Mit der Firma Mercedes-Benz ist dieses Thema explizit mit Sindelfingen verbunden. Es könnte ein Marken-zeichen des Areals werden, dass hier in großer Breite und auf viel Fläche hochwertig gestaltete Waren aller Kategorien zu finden sind: Design als Teil des kulturellen Erbes, der Industriegeschichte (etwa der Weberei) und unserer heutigen Alltagskultur.

4. Es wird der Betrieb unmittelbar durch die Stadt vorgeschlagen. Für uns ist für ein virulentes Zentrum dieser Dimension und mit diesen zugewiesenen Funktionen die Identifikation und das Engagement der Bürgerschaft der zentrale Baustein. Ist die Verantwortung für den laufenden Betrieb und die zukunftsfähige Ausrichtung des KuBs in den Händen der engagierten Bürgerschaft, so verbreitert sich die Basis und es wird die Voraussetzung gelegt für Vielfalt, Ideenreichtum, Experiment, Kontroverse und schließlich Gemeinschaftserleben.
Es mag sein, dass der Nukleus für einen Betreiberverein sich im Moment nicht klar feststellen lässt. Gerade deshalb sollte in einem offenen Prozess die Bürgerschaft dazu eingeladen und ermuntert werden, das KuB in die eigenen Hände zu nehmen. Mit dem notwendigen Wohlwollen und der unterstützenden Mitwirkung der Städtischen Ämter kann das KuB als Projekt der Stadtgesellschaft gelingen.

Oder es stellt sich am Ende doch nochmals die Frage:
Ist das KuB eine tragfähige, zukunftsweisende, frequenzbringende und richtige Investition?
Um diese Frage belastbar beantworten zu können, sind unserer Meinung nach noch nicht alle Parameter scharfgestellt.
Die derzeit vorliegenden Nutzungspläne entsprechen nicht den von Gemeinderat und Verwaltung selbst gesteckten Zielen eines „Leuchtturmprojekts“ und dürften kaum die Anforderungen an ein IBA‘27-Projekt erfüllen.

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